ACHT FRAGEN AN...Elisabeth Herrmann
VDD-Mitglied Elisabeth Herrmann ist u.a. Autorin von "Das Kindermädchen", "Die Letzte Instanz" und "Die 7.Stunde".
Elisabeth Herrmann
1. Wo schreibst du am liebsten und wie sieht es dort aus?
Es gibt zwei Orte: Meine „Besenkammer“, ein winziger Abstellraum, in den genau ein kleiner Schreibtisch und ein Bücherregal passt. Blick auf den Hinterhof, nichts lenkt ab, vor allem aber steht der Laptop nicht im Wohn- oder Schlafzimmer. Eine räumliche Trennung von Leben und Arbeiten ist für mich sehr wichtig. Der zweite Ort ist der, an dem ich mich gerade befinde: In der Ardéche-Region in Südfrankreich. Freunde besitzen dort ein Haus, und da es ihnen im Sommer zu heiß ist, ziehe ich immer für sechs Wochen ein und schreibe. Und gehe schwimmen. Und schreibe. Und gehe schwimmen ....
2. Was liebst du am Drehbuchschreiben?
Ich liebe Dialoge. Schnelle, präzise, geschliffene Dialoge. Bei Büchern muss man ja immer noch das Drumherum beschreiben, wo sind die Helden, was tun und fühlen sie? Im Drehbuch steht da ganz klar: X wirft Y aufs Bett und sie haben leidenschaftlichen Sex. Im Roman bräuchte ich dafür mindestens drei Seiten :)) Im Ernst: Es ist die Reduzierung auf reine Dramaturgie. Das Utopische mit dem Machbaren verbinden, das ist etwas, was beim Bücherschreiben kaum eine Rolle spielt. Die Skelettierung eines Plots. Und trotzdem die Magie der Geschichte erhalten. Eigentlich ist Drehbuchschreiben eher ein Denkspiel mit Text. Ich mag das.
3. Was nervt dich am Drehbuchschreiben?
Wenn Szenen nicht funktionieren, Abläufe haken, etwas papieren klingt und nicht echt. Manchmal feile ich dreißigmal an fünf Sätzen, bis es endlich einrastet. Was auch nervt: Dass ich das Budget im Auge behalten muss. Bei „Schattengrund“ war die Vorgabe: Kein Schnee! Zu teuer! Ja, aber die Geschichte spielt nun mal in einem eingeschneiten Dorf ... aus irgendeinem Grund gab es aber ein Zwinkern von ganz oben (und damit meine ich die Instanz, die weit über der Intendanz in den Wolken sitzt), und die Dreharbeiten begannen, und es fing an zu schneien und hörte gar nicht mehr auf! Also haben wir die uralte Fassung wieder rausgekramt und damit gearbeitet. Jetzt ist es doch noch ein Schneefilm geworden.
4. Zerfledderter, romantischer Notizblock oder hippes, funktionales Schreibprogramm?
Ich arbeite mit final draft.
5. Dein Mittel gegen Schreibblockaden?
Eine perfekte Vorbereitung. Und schwimmen.
6. Welche/n Drehbuchautor/in würdest du gern mal treffen und was würdest du ihn/sie fragen?
Mein Traum wäre es, einmal David Benioff und Daniel Brett Weiss zu treffen, das Dreamteam von Game of Thrones. Ich würde gerne wissen, ab wann ihnen klar war, was sie da in Gang gesetzt haben und, da ich George R.R. Martins Bücher tatsächlich zwei Mal gelesen habe, also Mega-Fan der wirklich allerersten Stunde bin, wie sie es geschafft haben, all die losen Enden, um die Martin sich ja seit Jahren nicht mehr kümmert, zusammenzuführen und ihr eigenes Ding zu machen. Und dann wüsste ich natürlich gerne, warum für das Spin-Off diese uralte Kinder-des-Waldes/Tagaryan-Geschichte herhalten muss. Und warum sie Lady Stoneheart nicht übernommen haben, und ob diese Dorne-Sache wirklich sein musste, und ganz Rosengarten im Eimer, undundund...
7. Warum sollten Autor*innen im VDD sein?
Ich bin ja ein Seiteneinsteiger, habe also keine gewachsene Kollegenstruktur um mich herum. Für mich war der Grund in erster Linie: Austausch. Rat holen. Mehr erfahren über Verträge und Hintergründe. Andere Autoren und Autorinnen kennenlernen, über Projekte reden, über Erfahrungen. Ich bin, so oft es geht, auf dem Jour fixe in Berlin. Die Themen sind vielfältig, und ich gehe jedes Mal nach Hause mit dem Gefühl, etwas mitgenommen zu haben. Vergleichbares gibt es unter Schriftstellern nicht, da wurschtelt jeder für sich alleine herum.
8. Ein überlebenswichtiger Tipp für Nachwuchsautor*innen von dir?
Glaub an deine Geschichte. Lerne von den Meistern. Geh schwimmen.
Danke, liebe Elisabeth!