9. Juni 2022
 

Künstlerische Handschriften fördern, künstlerische Identitäten sichtbar machen! VDD-Stellungnahme zur FFG-Novelle von Mai 2022

Autor: VDD

Stellungnahme des Verbands Deutscher Drehbuchautoren e. V. (VDD) zur anstehenden Novelle des Filmfördergesetzes FFG 2024

(Intro)

Das Kino lebt – es braucht aber mehr unverwechselbare Geschichten und bessere Rahmenbedingungen für Autorinnen und Autoren

Nach zwei Jahren Pandemie, die mit ihren großen Verwerfungen in allen Bereichen der Kultur einhergegangen ist und massive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation der Kinos und Verleiher hatte, die ProduzentInnen und Filmschaffende vor große Herausforderungen gestellt hat, zu denen unbedingt auch die Disruption im deutschen und europäischen audiovisuellen Markt durch den mit den Lockdowns einhergehenden Aufstieg der SVOD-Riesen gehört, macht es Sinn, einer Stellungnahme zur Weiterentwicklung bzw. auch Neugestaltung der Filmfördergesetzgebung eine emotionale, eine optimistische und progressive Überzeugung voranzustellen.

Denn für die Ausgestaltung der Förderung der Zukunft ist es wichtig, wie die aktuelle Krise eingeordnet und mit welcher Haltung auf sie reagiert wird. 

Wir stehen auf der Seite der Optimisten. Das Kino ist kein sterbendes Medium. Der Kinofilm lebt. Und wird an Bedeutung gewinnen. Kino ist relevant. Als Ort sozialer und künstlerischer Begegnung, als Raum gesellschaftlicher Reflexion, als Magnet für ein großes Publikum, als Booster für die Vermarktung von Filmen über eine immer länger werdende Verwertungskette hinweg.

Und Kino kann wieder ein zentrales Schaufenster für all das werden, was die Filmbranche in Deutschland hervorzubringen im Stande ist: Filmkunst, fesselnde Erzählungen über unser Land und unsere Leute, über das Leben in der Welt, über die Sichtbaren und Unsichtbaren, über die großen und kleinen Dramen, über Vergangenes, die Gegenwart und die Zukunft, mit der Geste des Minimalismus oder mit der Kraft der High-End-Produktion und der Heiterkeit der Komödie

für das ganz große Publikum. Universell, eigenwillig, divers, emotional, einzigartig – erfolgreich. In Deutschland und darüber hinaus. Kino kann leuchten.

Erfreulich wahrzunehmen ist der aktuelle Trend, dass mit dem Abflauen der Pandemie in Deutschland und europaweit die jungen Zielgruppen wieder den Weg ins Kino finden. Dieser Trend muss bestärkt und dazu auch die älteren Zielgruppen reaktiviert werden. Auf dem Weg hin zu diesem Ziel muss aber noch konsequenter als in den Novellierungen zuvor die Frage gestellt werden, wie und unter welchen Bedingungen Geschichten für das Kino erzählt werden können, die das Publikum ins Kino locken und langfristig ans Kino binden.

 

Die Basis guter Geschichten fürs Kino bilden gute Drehbücher – und die Autorinnen und Autoren, die sie schreiben.

 

Darauf konzentriert sich diese grundsätzliche Stellungnahme, die nicht nur für eine Stärkung der Stoff- und Projektentwicklungsförderung eintritt, sondern auch für eine Revision der Leistung der Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren für den deutschen Kinofilm – von Unterschätzung hin zu Wertschätzung - und damit erneut das Fördern und Nutzen bisher zu wenig genutzter individueller Potenziale professioneller Erzählerinnen und Erzähler fordert.

Nach wie vor legt die Branche das Erstentwicklungsrisiko allein auf die Schultern der AutorInnen und vertraut nicht auf ihre Rolle als Schöpfer der Geschichte und Urheber des Films.

Im Koalitionsvertrag ist ein Umbau des Fördersystems insbesondere mit Augenmerk auf die Aufgaben von BKM und FFA vorgesehen. Dieser generelle Umbau sollte genutzt werden, um auch die Förderung der Autorinnen und Autoren mit neuen Instrumenten zu stärken.

Das eine sind dabei Instrumente der Regulierung – das andere sind Faktoren, die sich auf die Zusammenarbeit mit AutorInnen beziehen.

Neue Förderinstrumente müssen begleitet werden von einem Kulturwandel in der Branche.

Film ist Team-Arbeit – und das bezieht sich auf die ganze Filmherstellung von der Stoffentwicklung, über künstlerisch relevante Entscheidungsprozesse in der gesamten Produktion bis hin zur Fertigstellung im Schnitt. Bei der Kinofilmproduktion sollte anstelle des nach wie vor an Hochschulen und in der Filmkritik hochgehaltenen Leitbilds des europäischen Autorenfilms ein kreatives Kraftfeld aus Produktion – Drehbuch – Regie ins Zentrum gerückt werden, gestärkt durch eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe sowie sinnvolle Fördermechanismen und faire Vergütungen.

Es geht darum, Autorinnen und Autoren langfristig an das Kino zu binden, künstlerische Handschriften zu fördern und künstlerische Identitäten sichtbar zu machen.

Und es geht darum, mehr professionellen Erzählerinnen und Erzählern Brücken zwischen dem TV- und Kinomarkt zu bauen.

Eine der wichtigen Aufgaben in der anstehenden Novellierung wird es sein, sich Kino wieder in einem Normalzustand vorzustellen – und von dort aus sinnvolle Rahmenbedingungen für die Zukunft zu denken.

Die Pandemie hat gezeigt: Branche und Bundespolitik können Dialog. Dieses Prinzip sollte auch den weiteren Gesetzgebungsprozess bestimmen und gestärkt werden.

Der VDD wird sich wie auch in der Vergangenheit konstruktiv in diesen Prozess einbringen. Teile dieser ersten Stellungnahme zum bevorstehenden Novellierungsprozess greifen auch bekannte Forderungen des VDD wieder auf.

Für die vielen hilfreichen Maßnahmen zur Sicherung der Filmbranche in der Pandemie und zur Absicherung der FFA sei an dieser Stelle der BKM für die Einrichtung des Neustart Kultur-Programms besonders gedankt. Die weitere Absicherung der FFA in Zeiten ohne ausreichendes Abgabeaufkommen sowie das Zukunftsprogramm für die Kinos muss dabei weiterhin politisches Ziel bleiben.

(...)

 

Den vollständigen Text der Stellungnahme finden Sie als PDF im Anhang.